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Übergreifendes Wohnkonzept Strobelhaus

Erstellt von Thomas Pihusch, 1. Bürgermeister | |   Rosshaupten

Die Sieger aus dem Wettbewerb zum Strobelhaus stehen fest: Der erste Preis geht an das Architekturbüro „sophie & hans“ aus Berlin mit EBBA Architects/London und den Landschaftsarchitekten Wamsler Rohloff/Wirzmüller aus Regensburg.

Die Sieger aus dem Wettbewerb zum Strobelhaus stehen fest: Der erste Preis geht an das Architekturbüro „sophie & hans“ aus Berlin mit EBBA Architects/London und den Landschaftsarchitekten Wamsler Rohloff/Wirzmüller aus Regensburg.
Das Preisgericht bestand aus vier Fach- und drei Sachpreisrichtern sowie mehreren nicht stimmberechtigten Beratern. Die Fachpreisrichter wurden aus dem Kreis wettbewerbserfahrener Architekten gebildet. Als Sachpreisrichter wurden die drei Bürgermeister vom Gemeinderat bestimmt. Als weitere Berater wurden Carsten Kotte bzw. Bernhard Kast als örtliche Architekten sowie Anette Schweiger und Lambert Müller vom Mehrgenerationenhaus als Fachkundige im Bereich Pflege hinzugezogen. In einer ganztägigen nichtöffentlichen Sitzung wurden alle vorliegenden Entwürfe und Modelle intensiv beurteilt. Nach mehreren vorgeschriebenen Wertungsdurchgängen blieben letztlich die drei Preisträger sowie zwei Anerkennungspreise übrig. Die Entwürfe waren bis zum Schluss anonym gehalten und der gesamte Ablauf des Preisgerichts nichtöffentlich, um jegliche Vorteilsname auszuschließen.
Begleitet wurde das Preisgericht wie auch der gesamte Wettbewerb vom Büro Oberpriller aus Hörmannsdorf. Jakob Oberpriller erläuterte zu Beginn des Preisgerichts das Verfahren und stellte die Ergebnisse der internen Vorprüfung durch sein Büro fest. In den meisten Wettbewerben – so seine Ankündigung – werden die Preisträger einstimmig ermittelt.
Insgesamt lagen 19 Entwürfe mit ganz unterschiedlichen Ideen und Ansätzen vor. Deren Beurteilung gemeinsam mit den erfahrenen Architekten war für alle Sachpreisrichter und Berater eine spannende und sehr bereichernde Erfahrung. Die vorgegebenen Kriterien städtebauliches Konzept, freiräumliche Qualitäten, architektonische Gestaltung, Wohnqualität, aber auch Funktionalität, Konstruktion Energie, Ökologie, Nachhaltigkeit und letztlich Wirtschaftlichkeit wurden intensiv bei jedem einzelnen Entwurf diskutiert und dann gemeinsam entschieden. Tatsächlich kamen auch beim Strobelhaus nach über zwölfstündiger Beratung alle Preisrichter einvernehmlich zu den ersten drei Plätzen sowie zwei weiteren Anerkennungspreisen!
Das Siegerbüro sophie & hans aus Berlin ist im Kreis der Architekten nicht unbekannt. Sophie Tang und Hans-Christian Buhl bringen internationale Erfahrung aus New York, London, Peking, Shanghai und Berlin mit. Dass sie sich auch in die Situation eines kleinen Allgäuer Dorfes hineinversetzen können, zeigt ihr vorliegender Siegerentwurf und die ausführliche Beurteilung durch das Preisgericht (im Wortlaut):

„Die Verfasser schlagen eine städtebauliche Grundkonfiguration aus einem Nord-Süd-gerichteten Langhaus und einem kürzeren Satteldachgebäude, beide giebelständig zur Seeger Straße ausgerichtet, vor. Im Zwischenraum entsteht ein trichterförmiger Brunnenplatz, der nach Süden in einen großzügigen Freiraum überleitet. Die Atmosphäre des Projektes ist sehr gut durch die Darstellungen erkennbar. Durch die städtebauliche Setzung ist einerseits ein räumlicher Abschluss der nord-süd gerichteten Hauptstraße, andererseits die Erlebbarkeit der freien Landschaft im Süden des Grundstücks gegeben. Durch ein leichtes Abrücken des Längsgebäudes mit Gartengestaltung entsteht ausreichend Abstand zum östlichen Nachbarn. Es handelt sich um einfache Satteldach-Baukörper mit Ziegeldach und Holzfassade. Diese nehmen traditionelle dörfliche Elemente auf und interpretieren sie zeitgemäß. Der zweigeschossige Laubengang auf der Westseite kann sich einerseits auf das soziale Miteinander der Hausgemeinschaft positiv auswirken, birgt andererseits die Gefahr fehlender Privatheit. Die an die Laubengangzone angeschlossenen Wintergärten bieten eine sehr hohe Aufenthaltsqualität. Die Vorgaben Barrierefreiheit und rollstuhlgerechtes Wohnen wurden mehr als ausreichend erfüllt, auch die vorgegebenen variablen Wohnungsgrößen wurden weitgehend berücksichtigt. Die skizzierten Giebelfassaden bieten großes Potential für eine differenzierte Ausgestaltung. Über einen zentralen Zugangsbereich werden alle verschiedenen Bereiche konsequent erschlossen. Das Konzept kommt mit zwei Aufzügen aus. Es handelt sich um eine auf das Tiefgaragengeschoss abgestimmte, klar strukturierte Holzkonstruktion. Diese punktet deutlich im Hinblick auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Erschließung über offene Laubengänge minimiert das zu heizende Gebäudevolumen. Die klare, einfache Gebäudekubatur lässt eine hohe Wirtschaftlichkeit erwarten. Die Parameter Grund-, Geschoss- und Verkehrsfläche liegen unter dem Wettbewerbsdurchschnitt, die Nutzfläche darüber. Die sparsame Ausführung des Modells lässt auch auf eine spätere, wirtschaftliche Bauausführung hoffen. Die Freiräume sind großzügig und gut zugeordnet. Die Ausarbeitung ist wenig detailliert und muss weiter ausgearbeitet werden. Die Stellplätze vor der Nordfassade sind zu hinterfragen.“

Stärken und auch Schwächen des Siegerentwurfs werden dabei deutlich. Der Gemeinderat hat sich zwischenzeitlich auch intensiv mit den Siegerentwürfen auseinandergesetzt und hat sich einstimmig der Empfehlung des Preisgerichts angeschlossen, dem 1. Preisträger "sophie & hans" den Vorzug zu geben. Es schließt sich jetzt ein Vergabeverfahren an, aus dem ein Honorarangebot sowie eine erste grobe Kostenschätzung hervorgehen.
Die Siegerentwürfe sollen jetzt einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um auch ein Stimmungsbild der Bevölkerung zu bekommen. Ein kleiner Auszug aus den Entwürfen ist vorab schon einmal unten aufgeführt. Alle Preisträger werden auch auf der Homepage der Gemeinde verlinkt zum digitalen Betrachten. Die Originale aller Preisträger werden an den beiden Wochenenden 4./5. und 11./12. September jeweils von 15 bis 18 Uhr im Dorfmuseum/Pfannerhaus allen Interessierten vorgestellt und erläutert. Die Gemeinde hofft auf eine große Resonanz, um das „übergreifende Wohnkonzept Strobelhaus“ weiter voranzubringen.

Siegerentwurf (sophie & hans)

2. Preis (Friedrich Poerschke Zwink Architekten)

3. Preis (Stadtmiller.Burkhardt.Graf.Architekten)

Anerkennungspreis (Victoria von Gaudecker Architekten)

Anerkennungspreis (Grath Architekten)